Mit der Vespa zum Kunden

Ich geb Gas, ich will Spaß – und vor allem will ich schnell durch die Stadt kommen. Wieso ich statt Firmenwagen mit der Vespa fahre.

Zugegeben,

die letzten Monate waren nicht das beste Vespa-Wetter. Besonders im Bergischen Land sind wir mit reichen Niederschlägen „gesegnet“, da macht die Fahrt auf dem Zweirad nicht unbedingt Spaß. Zum Glück habe ich letztes Jahr eine Piaggio Ape 50 als Werbeträger angeschafft, die mich trocken durch die kalte Jahreszeit gebracht hat. Jetzt, wo die ersten Sonnenstrahlen auf die Klingenstadt fallen und die Temperaturen langsam wieder ins Erträgliche klettern, freue ich mich um so mehr auf meine Vespa. 

Klein, wendig und "schnell"

Ich merke es sogar schon in der Ape, die nur halb so breit ist, wie ein normaler PKW: Mal eben am Stau vorbei, schmale Schleichwege fahren oder in die kleinste Lücke einparken ist nicht drin. Wenn man von Termin zu Termin fährt, ist die Zeit nicht gerade meine beste Freundin. Praktischerweise glänzt die Vespa im urbanen Verkehr durch ihre Größe. In schmalen Straßen anhalten, um den Gegenverkehr durchzulassen? Muss ich nicht. Wer bremst, verliert und mit der kleinen Wespe muss ich tatsächlich wesentlich weniger anhalten, als ich das in einem mehrspurigen Fahrzeug müsste. Regelrecht durchschlängeln kann ich mich durch den immer dichter werdenden Stadtverkehr, selbstverständlich im Einklang mit der StVO. 

50ccm ungebändigte Viertakt-Power bewegen mich mit brachialen 3 PS durch die Region. Das bringt mich auf unglaublich rasante 45 km/h, auf der Geraden zumindest. Danke EU. Bergauf ist das eine andere Geschichte, da kann es auch schon mal mit gemütlichen 20 Stundenkilometern voran gehen. Das klingt jetzt erstmal richtig unsexy, aber tatsächlich kann man diese Zeit locker wieder rausfahren. Denn während die meisten Nebenstraßen von Solingen für den Autofahrer zu einer Start-Stop-Symphonie führen, kann ich am Hauptverkehr einfach vorbei, mal ganz abgesehen von der Parkplatzsuche. Punkt für die kleine Italienerin.

3 Liter Stadtcruiser

Obwohl sich die Benzinpreise wieder etwas beruhigt haben, ist der Spritverbrauch ein absolutes Plus. Über den Daumen 3 Liter auf 100 km sind nicht nur relativ günstig, sondern auch ein kleines bisschen besser für die Umwelt. PKW verbrauchen mindestens das Doppelte. Natürlich wäre ein Elektroantrieb besonders nice to have, aber die Vespa Elettrica ist neben ihrem unverschämten Preis auch noch unpraktisch, da sie über ein fest verbautes Ladekabel mit Schuko-Stecker verfügt. Bei langen Tagen mit vielen Terminen würde ich mich etwas unwohl fühlen, auf die im Bergischen Land realistischen 70km Reichweite zu vertrauen und erst wieder bei mir in der Einfahrt laden zu können.

Meine Vespa Sprint hingegen macht gute 230km aus einer 7 Liter Tankfüllung. Da kann man nicht meckern. Besonders, da ich nicht gerade der leichteste Fahrer bin. Immerhin erfüllt die Vespa die EURO 5 Abgasnorm und dank 4-Takt-Motor gibt es kein lautes Geknatter oder den klassischen Zweitakterduft. Ein bisschen schade, aber die Umwelt und die Nachbarn danken es mir. 

Überland wird es streckenweise etwas schleppend, mit knapp unter 50. Zum Glück konzentrieren sich die meisten meiner Vor-Ort Kundentermine auf Solingen, Wuppertal, Remscheid und Hilden. Wenn es doch mal persönlich Richtung Düsseldorf geht, ist das schon mehr eine Tour.

Der Weg ist das Ziel. Oder?

Obwohl eine Tour ja gar nichts Schlechtes sein muss. Natürlich, wenn es um Kundentermine geht, sollte man schon entsprechend planen. Ich kann zwar eh nie versprechen, auf die Minute genau da zu sein, das kommt immer darauf an, was am Tag vorher sonst so los ist. Wenn aber aus dem akademischen – eh, ich meine selbstständigen – Viertel eine halbe Stunde Verspätung wird, sind weder der wartende Kunde noch ich wirklich glücklich. Zeit ist schließlich auch Geld und dementsprechend sollte man als Vespa-Fahrer vorher schauen, dass man rechtzeitig los kommt. Denn mal eben auf die linke Spur und Vollgas sind leider nicht drin.

Dafür ermöglicht einem die Vespa ein ganz einzigartiges Feeling, welches weder im PKW noch der Ape rüberkommt: Anstatt eine Fahrt als „Ich muss von A nach B kommen“ zu empfinden, wird plötzlich jede Strecke zum puren Fahrvergnügen. Kein Käfig um einen herum, mitten in der schönen Landschaft des Bergischen. Ein bisschen Freiheit, ein bisschen Lebensfreude und ein bisschen abschalten vom sonst so technik-lastigen Alltag eines Digitalunternehmers. Der Weg ist das Ziel, ein bisschen zumindest.

Jamin Zorba

Jamin Zorba

Gründer und Inhaber von fach.werk Web & IT Solutions. Seit 2014 im digitalen Marketing, seit 1997 Computermensch. Naturliebhaber, Vespa-Fahrer und Bergisch by Nature. "Reality is lemons and the Internet's my lemonade."